Geschichte des Vereins
Wir Darmstädter Theaterfreunde verweisen zu Recht darauf hin, dass wir die älteste Bürgerinitiative unserer Stadt sind. So hervorragend das Theater auf den Behelfsbühnen von Orangerie und Stadthalle nach 1945 auch war, der Ruf nach dem Wiederaufbau des als Ruine erhalten gebliebenen alten Theatergebäudes auf dem heutigen Karolinenplatz verstummte nie. Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wogte der Meinungskampf um den Wiederaufbau, und viele Bürgerinnen und Bürger engagierten sich in einem zunächst locker verbundenen Zusammenschluss, um die Wiederherstellung des Mollerbaus zu erreichen, benannt nach dem klassizistischen Architekten Georg Moller, der im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts das städtische Weichbild gestaltet hatte. Dieses Theater war den Darmstädtern ans Herz gewachsen, hatten sie doch hier ihre ersten Theatererlebnisse, die sie ein Leben lang zu treuen Theatergängern machten. Der Mollerbau durfte in einer total zerstörten Stadt nicht unwiederbringlich verloren sein. Die Beseitigung der Wohnungsnot, mangelnde Gesundheitsversorgung, fehlende Kindergärten, Schulraummangel, also die nackte Not in der Daseinsvorsorge, diktierten jedoch den politischen Alltag. Die Entscheidung über den Wiederaufbau des alten Großen Hauses wurde vertagt. Die Freunde des Mollerbaus, die über tausend Anhänger zählten, blieben zusammen, organisierten sich als eingetragenen Verein und meldeten sich im Verlauf des nächsten Jahrzehnts immer wieder in Debatten zu Wort, wenn über die Zukunft der Theaterruine befunden werden sollte. Dafür gab es viele Anlässe, da sich das Land Hessen, dem der Mollerbau gehörte und die Stadt Darmstadt über Jahre nicht verständigen konnten. Der Verein verschaffte sich Gehör und hielt seine Mitglieder mit vielen geselligen Veranstaltungen und gesellschaftlichen Ereignissen zusammen. Damit war auch das Bewusstsein geschaffen, sich überhaupt für Theater zu engagieren, sich generell als Enthusiasten der Bühnenkunst zu verstehen, gerade nachdem Stadt und Land 1961 beschlossen hatten, einen modernen und funktionellen Neubau auf dem Gelände des Neuen Palais zu errichten, der 1972 eingeweiht werden konnte.
Die Freunde des Mollerbaus benannten sich nun um in „Freunde des Staatstheaters Darmstadt“; nicht alle Mitglieder, die für den Wiederaufbau des Mollerbaus kämpften, wollten diesen Schritt mit gehen, so dass der neue Verein zunächst einen Mitgliederverlust zu beklagen hatte. Er erhielt aber wieder Schwung, da er sich als privaten Mäzen begreift, die Förderung des Theaters fest im Blick. Mit den regelmäßigen Beiträgen seiner Mitglieder und Spenden von Förderern hilft er, dem Theater finanzielle Spielräume zu verschaffen, die über den öffentlichen und streng kalkulierten Theaterhaushalt hinaus notwendig sind. Denn es gilt, die Vielfalt der Theaterlandschaft auf unserem engen geografischen Raum zwischen Rhein, Main und Neckar zu verteidigen. Gerade die Unterschiede von Produktionen, Strömungen und Formen der darstellenden Kunst gewähren Einblicke in Weltverständnis und Lebenszusammenhänge, die nur im Theater zu einem außerordentlichen sinnlichen Vergnügen führen können.